Das Internet ist wie ein Burger mit ekliger Soße!

 „Was ist das Internet?“

Diese Frage ist gewaltig und überfordernd, wenn ein Zehnjähriger sie einem mitten auf dem Weg zum Einkaufen stellt.

„Joah… äh… Das Internet ist ein gigantisches Server-Netzwerk, was uns erlaubt, über unsere eigenen Rechner auf deren Datenbanken zuzugreifen und die Inhalte ab zu fragen, die irgendwer dort drauf gespeichert hat.“ 

Wer hätte es geahnt, auf einen solchen Satz folgen jede Menge Nachfragen. “Was ist ein Server?”, “Was ist ein Netzwerk?“, “Was sind Datenbanken und wo sind die Inhalte abgespeichert?“, “Sind Inhalte dann das Internet?“

Foto von Brett Sayles: https://www.pexels.com/de-de/foto/hardware-datenbank-rechenzentrum-serverraum-4508751/

Das war also eine Antwort, die einem Zehnjährigen seine Frage nicht beantwortet, sondern mehr Fragen aufwerfen lässt. Für Erwachsene wäre diese Antwort bedingt besser. Sie befasst sich mit dem, wage angeschnittenen, technischen Hintergrund, anstatt die eigentliche Frage in der Frage zu erkennen und zu beantworten. Dieses „erkennen“ ist das Problem, das zu vermeiden gilt. Anstatt auf das „Was“ einzugehen, war die Antwort auf ein interpretiertes „Wie“. 

 

“Was ist mit Was gemeint?”

Neben den technischen Bestandteilen gibt es noch viel mehr Dinge, die “dieses Internet” zu dem machen, was es ist. 

Vergleichen wir das “Wie” vom Internet mit einem “Wie” vom Fußball. 

Dann wäre unsere Antwort vielleicht: 

“Fußball wird auf einem  Feld von 100 m bis 110 m Länge und 64 m bis 75 m Breite gespielt. An den Enden der langen Seiten steht jeweils ein Tor in der Mitte. Zwei Mannschaften mit jeweils 11  Spielenden versuchen einen Ball in das gegenüberliegende Tor zu bekommen. Es gibt einige Spielregeln wie „keine Hände benutzen” und “hauptsächlich mit dem Fuß den Ball spielen”. Dafür gibt es eine*n Schiedsrichter*in, der/die auf dem Spielfeld ist und alles kontrolliert. Gespielt werden 90 Minuten in zwei Halbzeiten.

Welche Mannschaft am Ende mehr Tore geschossen hat, gewinnt.”

Foto von Markus Spiske: https://www.pexels.com/de-de/foto/himmel-sonnenuntergang-feld-sonnenaufgang-114296/

 

 

Aber…

Jede Person, die schon mal bei einem großen Fußballspiel im Stadion war, wird wahrscheinlich sagen, dass Fußball noch viel mehr als nur das ist.

Fußball kann Gemeinschaftsgefühl, eine Atmosphäre, ein “Davor” und ein “Danach” bieten. Es kann Gesprächsthema, Austausch, Freude, Trauer sein. Lieder werden gedichtet und gesungen. Freundschaften entstehen und zerbrechen.

Wie kann jemandem das alles erklärt werden, der vielleicht ein wenig selbst irgendwo mit Freunden irgendwie einen Ball herum geschossen hat, aber das alles nie mitbekam?

 

Foto von Furknsaglam: https://www.pexels.com/de-de/foto/fussballplatz-3131406/

“Das Internet als SubKultur”

So ist es auch mit dem Internet. Es ist deutlich mehr als nur technische Daten, Hardware oder ein Spiel spielen. Wir nutzen das Internet wie eine Bibliothek, um an Informationen zu gelangen, die wir für unseren Alltag oder unsere Bildung benötigen. Auch als Kommunikationsmittel ist das Internet nicht mehr wegzudenken. (e.mail, FaceTime, Social Media).
Es bietet aber auch die Möglichkeit, in eine andere Welt zu tauchen, die völlig fern der Realität, mit eigenen Regeln, eigener Sprache, eigenem Tempo und gefühlt ohne Grenzen, existiert.

Foto von cottonbro studio: https://www.pexels.com/de-de/foto/frau-sitzung-sitzen-technologie-8721318/

 

An diesem Ort kann aber auch die virtuelle Welt mit der Realität verschwimmen.
Menschen tauschen sich über Reales und Fiktives aus, sie werden Freunde, ohne sich jemals real gesehen oder gar getroffen zu haben. Genauso fangen sie auch an sich zu hassen, Lügen und Fake News zu verbreiten.

Gemeinschaften finden sich mit ähnlichen Gedanken und Meinungen.
Jeder kann kreieren und es der Welt zur Verfügung stellen.

Meme´s und eigene Sprache entstehen über den Austausch mit anderen, weltweit.

So viel, wie es Positives an all dem gibt, so viel Negatives gibt es leider auch.

Das Internet bietet also emotional und mental all das, und vielleicht noch mehr, was die körperliche reale Welt auch bietet. Also ist das Internet als eine eigene “Welt” zu akzeptieren. 

Aber das, was dort passiert, hat auch Einfluss auf die reale Welt.
Fake News und Meinungsbildung verändern die politische Landschaft. 

Virtuelle Währungen wie BitCoins oder virtuelle Wertsachen wie NFT bringen reales Vermögen oder reißen Existenzen in den Abgrund.

All das ist sehr schwer “greifbar” und besonders für diejenigen, die sich nicht damit beschäftigen oder nicht damit aufwachsen.

 

“Das Internet ist kein Rechtsfreier Raum!”

Bei einer Pressekonferenz von Angela Merkel (damalige Bundeskanzlerin) und Barack Obama (damaliger Us-Präsident) im Jahr 2013, sagte Frau Merkel zum umstrittenen Überwachungsprogramm Prism des US-Geheimdienstes NSA “Das Internet ist für uns alle Neuland.”
Laut dem Tagesspiegel, “…wollte sie damit wohl illustrieren, dass das schwierige Verhältnis von Freiheit und Sicherheit im Internet erst noch austariert werden muss.” ( https://www.tagesspiegel.de/politik/merkels-neuland-wird-zur-lachnummer-im-netz-4403470.html )
Auch wenn dieser Satz von Frau Merkel zu einem Meme geworden ist und immer dann zitiert wird, wenn die digitale Landschaft Deutschlands veraltet, langsam und unbeholfen wirkt, hat der Tagesspiegel mit seiner Interpretation einen heiklen Punkt getroffen.

Die Parallelwelt des Internets untersteht “eigentlich” der normalen Strafbarkeit und auch den Regeln des gemeinschaftlichen Miteinander. Die Virtualität sowie teilweise die Entfremdung durch Anonymität und fehlende Konfrontation in der Realität führen dazu, dass Lücken und nicht administrierte Bereiche ausgenutzt und Grenzen überschritten werden.

Die Strafverfolgung dieser Fehltritte und Straftaten ist zum aktuellen Zeitpunkt (2024) immer noch schwer und unbeholfen.
Auch sind die Lücken nicht immer gleich zu erkennen.

Am Beispiel von Roblox, “…einer Plattform, auf der sich Menschen aus der ganzen Welt in immersiven digitalen Umgebungen miteinander verbinden, Erlebnisse teilen und sich ausleben können…” (Zitat: Willkommensnachricht bei nach Accounterstellung) https://www.roblox.com/ , ist leider zu sehen, dass eine tolle Idee auch ausgenutzt werden kann. Hier wurden versteckte faschistische, rassistische und sexistische Inhalte gefunden, auf die die Zielgruppe Kinder vollen Zugriff hatten. (Quelle: https://youtu.be/-01FPD-SYsc?si=of5jgpjKPb7LmVgS )

 

Fazit

“Das Internet ist also ein möglicher Weg ins Paradies mit vielen tollen Dingen und das Tor zur Hölle zugleich. Man trifft ggfs. die besten Menschen der Welt oder den Abschaum der Gesellschaft. Und oft Dinge dazwischen. Die allwissende Müllhalde.” (Zitat aus der Community – FrReichenstein)

Egal wie sicher uns etwas im Internet vorkommt oder wie nett all die Menschen wirken, mit denen wir uns dort unterhalten. Es gibt viel zu viel, was wir nicht sehen können und was nicht zu den tollen Dingen gehört.
Hinter jedem Account steckt ein Mensch, hinter allem steckt irgendeine Absicht. Ob diese gut oder schlecht ist, wissen wir erst dann, wenn wir sie genau betrachten, sie einsortieren und für uns oder unsere Kinder entscheiden. 

 

Die Worte des 10Jährigen.

„Das Internet ist wie ein riesiger Burger mit einer richtig ekligen Soße!

Auf dem Burger sind super viele tolle Sachen, die unglaublich lecker sind, aber da gibt es diese Soße, die gar nicht schmeckt. Die Soße ist nicht überall, aber ich muss genau hinschauen, wo sie dran ist und wo nicht. Dinge mit der Soße sortiere ich aus und die Dinge ohne Soße kann ich genießen.

z.B. ist Minecraft ein leckerer Teil des Burgers, aber die ganze Werbung gehört zur Soße, die keiner will.“

Foto von Valeria Boltneva: https://www.pexels.com/de-de/foto/nahaufnahmefoto-von-burger-1639562/